Homocystein ist eine schwefelhaltige Aminosäure. Aminosäuren sind die Bausteine, aus denen Proteine zusammengesetzt sind. Homocystein kommt üblicherweise im menschlichen Blut in kleiner oder großer Konzentration vor und entsteht beim Stoffwechsel als Metabolit der Aminosäure Methionin.
Die so genannte Methylierung ist einer der fundamentalen Lebensprozesse, bei dem bestimmte Methylgruppen von anderen Molekülen weggenommen oder ihnen hinzugefügt werden. Auf diese Weise bildet der Körper die Substanzen, die er braucht, oder er zersetzt diejenigen, die er nicht benötigt. Kurz gesagt, er transformiert biochemische Substanzen. Der Vorgang der Methylierung findet in jeder Sekunde in unserem Körper milliardenfach statt. Ein gesunder Organismus bemüht sich, Homocystein durch eine andere Methylgruppe wieder zu Methionin zurückzuverwandeln. In weiteren Schritten entsteht dann entweder S-Adenosyl-Methionin, kurz SAMe genannt, oder über die Zwischensubstanz Cystein mit Hilfe eines weiteren Enzyms der bedeutende Radikalenfänger Glutathion. Beides, SAMe und Gluthation, sind lebenswichtige und heilende Substanzen.
SAMe wirkt gegen Depressionen oder Arthritis und schützt die Leber, während Gluthation eine starke Entgiftungssubstanz und ein wichtiges Antioxidans ist. Wenn Homocystein zu gering umgebaut wird, mangelt es dementsprechend an SAMe und Glutathion. Ein erhöhter Homocysteinspiegel bedeutet also nicht nur, dass die toxische Wirkung des Homocysteins auf die Gefäße ansteigt, sondern auch immer, dass die heilenden und schützenden Funktionen von SAMe und Glutathion abnehmen. Für diese Stoffwechselvorgänge der Methylierung braucht der Organismus drei Substanzen als Coenzyme: B 12, B 6 und Folsäure.
Die Entdeckung der Bedeutung von Homocystein verdanken wir Dr. McCully. 1968 erforschte er eine seltene genetische Krankheit, die Hyperhomocysteinurie, auf Deutsch: zu viel Homocystein im Urin. Kindern mit dieser Erkrankung mangelt es an dem Enzym, welches die toxische Substanz Homocystein wieder in eine harmlose Substanz umwandelt. Dadurch haben diese Kinder einen extrem hohen Hcy-Wert bei interessanterweise unauffälligen Cholesterinwerten. Diese Patienten leiden an schwerer Arteriosklerose und sind oft schon in jungen Jahren von einem Herzinfarkt oder einem Schlaganfall betroffen. Wie so oft bei bahnbrechenden neuen Einsichten war auch Dr. McCully mit viel Widerstand seitens der etablierten Wissenschaft konfrontiert. Erst 1992 wurden seine Theorien in einigen groß angelegten Studien mit 14 000 Ärzten als Studienteilnehmer bestätigt
Am wissenschaftlich fundiertesten informiert die Dach-Liga-Homocystein über Homocystein. Die Dach-Liga ist ein Zusammenschluß neutraler, engagierter Wissenschaftler, die ein Konsensus-Papier gefertigt haben. Dieses Papier können Sie hier lesen (Konsensuspapier der DACH-Liga Homocystein über den rationellen klinischen Umgang mit Homocystein, Folsäure und B-Vitaminen bei kardiovaskulären und thrombotischen Erkrankungen (DEUTSCH) 382 KB).